Wer sind Daisy Coleman und Amanda Todd?
Und was haben sie mit dem 2-Teiler zu tun?


Ich werde immer wieder gefragt wer Daisy Coleman ist, das Mädchen, dem ich Act of Passion gewidmet habe. Dazu muss ich etwas ausholen, denn nachdem ich von Daisy gelesen habe, hat sich die Geschichte um Maya, die im Konzept bereits vorlag, komplett geändert und Story & Figuren wurden von mir neu angelegt. 


Als ich 2012 zum ersten Mal vom Steubenville High School Rape gehört habe bin ich von einem Einzelfall ausgegangen. In der Kleinstadt Steubenville in Ohio, wurde ein junges Mädchen betäubt und von Freunden und Bekannten ausgezogen und gemeinschaftlich sexuell missbraucht. Das Ganze wurde fotografiert und gefilmt und in den sozialen Medien eingestellt.
Etwas später habe ich vom Fall der vierzehnjährigen Daisy Coleman gehört, deren Schicksal ich als Vorlage für Maya genommen habe, da mich ihr Los sehr bewegt hat.


Nachdem ihr Vater bei einem Autounfall ums Leben gekommen ist, zog ihre Familie nach Maryland. Dort wurde sie zusammen mit ihrer jüngeren Freundin von dem siebzehnjährigen Footballspieler Matthew Barnett zu einer privaten Party eingeladen. Auf dieser Feier wurden beide Mädchen betäubt und vergewaltigt. Die Tat wurde wie beim Steubenville Rape gefilmt und Daisy halbnackt bei Temperaturenunter Null in den Vorgarten ihrer Mutter geworfen. Als sie kurz vor Sonnenaufgang gefunden wurde war ihr Haar gefroren und das Mädchen hatte Frostbeulen.
Matthew stammt aus einer angesehenen Familie, sein Großvater war Mitglied im Repräsentantenhaus in Maryland. Nachdem Daisy zur Polizei gegangen ist, wurde die Familie von den Mitgliedern ihrer Gemeinde gehetzt und verfolgt. Daisys Brüder wurden in der Schule gemobbt und regelmäßig verprügelt, bis die Familie schließlich die Stadt verlassen hat. Danach wurde ihr Haus abgefackelt, die Tat nie geahndet.
Matthew hat bis heute nicht einen Tag für seine Tat im Gefängnis gesessen. Nachdem es wegen des großen Medieninteresses endlich zur Anklage gekommen ist, bekam Matthew im Januar 2014 zwei Jahre auf Bewährung. In der Woche der Urteilsverkündung hat die mittlerweile sechzehnjährige Daisy versucht, sich das Leben zu nehmen.
Gibt man bei Google den Suchbegriff High School Rape ein stößt man auf unfassbar viele Fälle wie Daisys.


Allmählich schwappt diese Welle auch nach Deutschland über. Über Karneval wurde in großen Tageszeitungen eindringlich davor gewarnt, aus fremden Gläsern zu trinken, da es auch bei uns immer häufiger vorkommt, dass Jungen wie Mädchen betäubt, ausgeraubt, vergewaltigt und während der Tat gefilmt werden. Oft werden die Opfer danach mit dem Bildmaterial erpresst. In Daisys Fall haben die Bilder einen Weg ins soziale Netzwerk gefunden, wo man sie so gut wie nicht mehr rausbekommt.

Nachdem ich von Daisy erfahren habe, habe ich mich gefragt, wie ein so junger Mensch mit diesem Verbrechen umgeht. Wie kann sie ihr Leben weiterleben, ohne daran zu zerbrechen? Mit Maya habe ich versucht mir eine Zukunft für Daisy auszumalen, eine, in der sie Heilung, ein Stück Glück und Frieden findet. Darum konnte ich diese Geschichte nicht in einem Teil erzählen, sondern habe sie in zwei Bände gegliedert. Band 1 beschreibt ihr Erwachen aus dem Schockzustand, im zweiten Teil geht es um Heilung.

Diesen zweiten Teil, Act of Love, habe ich einem anderen Mädchen gewidmet, Amanda Todd, die sich im Oktober 2012 das Leben genommen hat. Ich lasse sie hier für sich selbst sprechen.




Der mutmaßliche Erpresser, ein 35-jähriger Niederländer, wurde im April 2014 verhaftet. Er soll noch dutzende andere Mädchen ähnlich erpresst haben. 



Wenn mein 2-Teiler eine Botschaft hat, dann diese: Lernt aus Daisys Los und passt auf euch auf. Ein Schluck aus einem Becher, den ihr ein vermeintlicher Freund in die Hand gedrückt hat, hat ihr Leben – das ihrer ganzen Familie – für immer verändert. Lasst ihr Schicksal nicht eures sein und achtet auf Partys, in Klubs und Bars auf euch und eure Freunde.

Amandas Los zeigt, was Häme und Hetze mit einem Menschen anstellen kann. Niemand möchte so etwas erleben, dennoch mischen oft viele Leute bei so was mit. 
Ob in der Schule, Zuhause am Arbeitsplatz oder im Netz: Häme und Hetze sind grausam. Beteiligt euch nicht daran, sondern helft, wenn ihr könnt. Macht den Unterschied aus und zeigt, dass es auch anders geht. Jedes Jahr bringen sich Menschen deswegen um, oft Teenager, die den Druck und die Anfeindungen in der Schule nicht mehr aushalten.

Danke, für eure Geduld, alles Liebe, 

Eure Jane